Kampfsport ohne Kontakt – wie soll das denn gehen?
VfB trainiert in der Lockerungsphase
Glücklich wieder zum Sport zu dürfen, startete die Tai-Chi-Gong-Sparte, der die neuen Corona-Rahmenbedingungen vergleichsweise wenig ausmachte, hier mussten eigentlich nur die Übungsplätze markiert werden, die den Sportlern in dieser Phase auch strikt zugewiesen wurden. Die Teilnehmer benötigen keinen Partner, aber dafür ausreichend Abstand zum Nachbarn.
Abstand – ein ungleich schwierigeres Thema für Kontakt- und Vollkontaktsportler der Kampfsportarten und v.a. für die Kinder. Also musste improvisiert werden und neue Trainingselemente waren zu gestalten. Dank der festen Übungsformen (Kata, die man im Karate ohnehin alleine macht) und Partnerübungen, die man auf Abstand auseinanderziehen kann, bereiteten sich einige Karateka sogar auf Gürtelprüfungen vor und legten diese dann auch erfolgreich ab.
Die Aikido- und Selbstverteidigungssparte trafen sich erst einmal in der Halle, um diese auszumessen. Wer kann wo trainieren, damit die Abstände passen – und wie kommt man überhaupt in die Halle hinein mit Abstand? Die Aikidoka beschlossen die Matte vorerst wegzulassen, jeder bekam einen Platz zugewiesen und kreierte sich einen gedachten Schattenpartner. Dieser parierte allerdings nicht immer wie erwartet und zeigte sich mitunter sogar durchlässig. Ein Training in der Woche reservierten die Aikidoka für Iaido (Kunst des Schwertziehens), welches den Vorteil hat, über viele Einzelübungen zu verfügen. Zudem ergibt sich der Abstand um einen herum durch das Übungsschwert quasi automatisch.
Die Trainer der Judoka hatten ihre Ausrüstung um Desinfektionsspray und Zollstock erweitert und starteten neben schweißtreibenden Konditions- und Koordinationstraining (ohne weitere Hilfsmittel wie Gewichte, die wieder extra gereinigt werden müssten) mit Judo-Kreativtraining auf Matteninseln. Hier begann man erst einmal vorsichtig und zögerlich mit Gymnastik und klassischem Tandoku-Renshu (Üben ohne Partner) im Stand. Aber schon bald kannte die Kreativität im Rahmen des strengen Hygieneplans keine Grenzen mehr: Da wurde die Judojacke zum Partner, der Gürtel Sportgerät und für die Bodenarbeit wurde aus Judojacke, Kissen und Kuschelbär ein liebenswerter Partner gebastelt. Dieser Partner reagiert zwar mitunter etwas eigentümlich und lässt es an den beim Judo üblichen Höflichkeitsformen mangeln, wird uns aber bestimmt nicht das letzte Mal begegnet sein. Wie auch die Aikodosparte hat auch die Judosparte sich mit befreundeten Vereinen besprochen und Ideen weiter entwickelt, so dass im letzten Judotraining vor den Ferien die ersten Partnerübungen mit Abstand möglich wurden: Der Schlüssel dazu waren die eigenen Judogürtel und jeweils ein Deuserband. Zwar war es nicht das klassische Judotraining, was sich alle wieder herbeisehnen, aber es gab viel Spaß in der Gemeinschaft auf Abstand.
Auf dieses Beisammensein kam es auch der Vovinam-Familie an. Sich mal wieder in der Gemeinschaft auszupowern und dann zufrieden nach Hause zu gehen war das Gefühl, das vielen so sehr gefehlt hatte – ein Gefühl, dass man mit Joggen alleine nicht erzeugen kann. Dazu gab es zahlreiche Mobilitäts- und Beweglichkeitsübungen, aber auch Quyens – die Einzelübungen mit und ohne Übungswaffen im Vovinam Viet Vo Dao.
Auch Muay Thai & MMA kommt normalerweise nicht ohne Kontakt aus, aber Sicherheit geht vor. Also konzentrierte man sich auf korrekte Ausführungen von Techniken und viele - sehr viele - Liegestütz und Sit-ups in allen möglichen Varianten, aber auch ausführliches dehnen. Auch hier stand jeder auf seiner Matteninsel, wo man sich beim Schattenboxen richtig verausgaben konnte, ohne Angst haben zu müssen, dass man den Abstand zum Nachbarn unterschreitet. Schließlich stärken Sport und Spaß das Immunsystem – und das ist heute wichtiger denn je.
Jetzt hoffen alle, dass die Situation uns gesonnen ist, und freuen sich auf das Training nach den Ferien, an dem dann auch endlich unsere Kinder wieder teilnehmen dürfen. Den Ansteckungszahlen und Verordnungen angemessen möchten wir gerne nach den Ferien wieder voll durchstarten und drücken uns dafür alle Daumen. Wo und wann wir dann wieder regelmäßig zu finden sind und unter welchen Bedingungen das Training weitergeht, verrät die Vereinshomepage www.vfb-langenhagen.de.